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Methoden der Praxisstelle Bildung & Beratung

Im Folgenden finden Sie eine Übersicht der Methoden, die von der Praxisstelle Bildung und Beratung der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus an Schulen angeboten werden. Mit diesen konzipieren wir für Sie verschiedene Projekttage, die in der Regel den Zeitraum von ca. 6 Unterrichtsstunden umfassen. Sie sind konzipiert für die SEK I und für die gymnasiale Oberstufe sowie für berufsbildende Schulen. Im persönlichen Gespräch mit den verantwortlichen Lehrkräften wird die Dauer des Projekttages, der passende methodische Fokus und die Gestaltung z.B. einer Projektwoche oder jahrgangsübergreifenden AG festgelegt. Die Schulveranstaltungen werden in der Regel von zwei Teamer:innen der KIgA durchgeführt. Fortbildungen für Lehrkräfte konzipieren wir unter Berücksichtigung aktueller Bedarfe und schulspezifischer Herausforderungen.

Die Durchführung der Veranstaltungen ist für Berliner Schulen kostenfrei.

Wenn Sie Interesse an einer Methode, einem Projekttag oder einer langfristigen Kooperation z.B. im Rahmen des Programmes „politische Bildung an Berliner Schulen“ der Senatsverwaltung haben, melden Sie sich gern via Mail (praxisstelle@kiga-berlin.org) oder Telefon (030 284 39 722) bei uns.

I. Themenfeld: Sekundärer Antisemitismus

  • Erinnerungsabwehr
  • Täter-Opfer-Umkehr
  • Schlussstrichforderungen
  • Schuld und Verantwortung im Umgang mit Vergangenheit und Gegenwart

Die Methoden zielen darauf ab, die Funktionsweisen und Motive von sekundärem Antisemitismus zu erarbeiten, den gesellschaftlichen Kontext zu problematisieren, in welchem Debatten um Verantwortung, nationale Identität und Zugehörigkeit geführt werden und sich zur eigenen Haltung und zu den Bezügen zur NS-Vergangenheit kritisch zu positionieren.

Methode 1: Ein Schlussstrich unter die Vergangenheit?

In dieser Methode setzen sich die Schüler:innen zunächst in einer stummen Diskussion mit der Bedeutung von persönlicher Schuld und gesellschaftlicher Verantwortung auseinander. Anschließend werden die beiden Begriffe in den Kontext von Erinnerung an und Umgang mit den NS-Verbrechen gesetzt und über deren Relevanz diskutiert. Im nächsten Schritt sehen die Schüler:innen gemeinsam einen Fernsehkommentar zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, welcher sich mit der weit verbreitenden Forderung nach einem Schlussstrich unter die NS-Vergangenheit auseinandersetzt. Die Ergebnisse der vorherigen Übung werden erneut aufgegriffen, mit der Schlussstrichdebatte in Verbindung gesetzt und mit den Schüler:innen reflektiert. In einer nachfolgenden Gruppenarbeit bearbeiten die Schüler:innen verschiedene aktuelle Fallbeispiele, zu welchen sie weitere Argumente gegen einen Schlussstrich unter die Vergangenheit finden sollen. Die Ergebnisse werden zum Abschluss im Plenum präsentiert.

Methode 2: Darf man das?

Die Schüler:innen setzen sich in dieser Methode mit verschiedenen Sachverhalten und Umgangsformen im Kontext der Erinnerung an den Nationalsozialismus auseinander und entwickeln hierzu eine eigene Position. Hierbei werden aktuelle Beispiele miteinbezogen, wie z.B. die Rolle neuer Medien im Zusammenhang mit Besuchen von Gedenkstätten, die Einrichtung einer Unterkunft von Geflüchteten in Baracken des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald oder die Verlegung von Stolpersteinen. In Kleingruppen sammeln die Schüler:innen Argumente für und gegen die Legitimität der ihnen vorliegenden Fallbeispiele, müssen verschiedene Perspektiven einnehmen und sich in der Gruppe auf eine gemeinsame Position verständigen; bzw. eine kritische Haltung entwickeln. Die Ergebnisse der Kleingruppen werden anschließend vorgestellt und im Plenum besprochen. In einer Abschlussdiskussion werden die Ergebnisse zusammengefasst und mögliche Orientierungslinien für das eigene Verhalten gesammelt.

Methode 3: „Masel Tov Cocktail – geschüttelt oder gerührt?“

Mit einem Quiz, einer Positionierungsübung und mehreren Methoden zur Entwicklung von Handlungsstrategien gegen diskriminierende Situationen ermöglichen die pädagogischen Zugänge eine Vertiefung und Erweiterung für die Arbeit mit dem Kurzfilm „Masel Tov Cocktail“ des Regisseurs Arkadij Khaet. Im Fokus stehen Jüdisches Leben und jüdische Identität in Deutschland. Die Figur des jüdischen Jugendlichen Dima, die Hauptperson des Films, ermöglicht eine stringente und nachvollziehbare Annäherung an diese komplexen Themen. Seine Handlungen und Wahrnehmungen verweisen indes auf gesamtgesellschaftliche Problemstellungen und Herausforderungen wie z.B. das deutsche „Gedächtnistheater“. Zum besseren Verständnis des Films aber auch im Sinne des Transfers liefert das einführende Quiz das notwendige Kontextwissen hinsichtlich der Lebensrealität der jüdischen Community in Deutschland. Die Methoden greifen die Phänomene der Täter-Opfer-Umkehr sowie der positiven Zuschreibung auf. Im Rahmen eines Forumtheaters, welches bei einem zweitägigen Projekttag durchgeführt werden kann, entwickeln die Schüler:innen kreativ Möglichkeiten auf antisemitische und andere menschenfeindliche Aussagen zu reagieren und verinnerlichen diese.

II. Themenfeld: Israelbezogener Antisemitismus

  • Grundlagen des israelbezogenen Antisemitismus
  • Geschichtsbilder und Narrative des Nahostkonflikts
  • Historische Hintergründe und aktuelle Entwicklungen der Region und den Beziehungen zwischen Jüdinnen:Juden und Muslim:innen
  • Friedensprozesse und zivilgesellschaftliche Initiativen

Die Methoden zielen darauf ab, ein Bewusstsein für die Komplexität des Nahostkonflikts und damit in Verbindung stehende antisemitische Deutungsmuster zu schaffen, für unterschiedliche Perspektiven zu sensibilisieren und Bemühungen um gegenseitige Annäherung, Kompromisse und eine friedliche Koexistenz zu verdeutlichen.

Methode 1: Israel und Palästina – Einführung in ein kompliziertes Thema

Die Methode fokussiert auf die Vermittlung von Grundlagenwissen über die Geschichte und die aktuelle Lage des Nahostkonflikts und auf die Erarbeitung verschiedener Perspektiven und die damit verbundene Komplexität des Konflikts. Die Schüler:innen finden sich in Gruppen zusammen und spielen ein Quiz mit Fragen zur Vorgeschichte, Staatsgründung, zu Land und Bevölkerung sowie zu (aktuellen) Konfliktfeldern.

Methode 2: Jenseits von Schwarz und Weiß

Die Methode dient einer vertiefenden Behandlung der historischen Voraussetzungen und Grundkonstellationen des Nahostkonflikts. Dabei werden nach einem Kennenlernspiel und einem einführenden Input in einer Gruppenarbeit historische Entwicklungen beleuchtet. Die Schüler:innen erhalten verschiedene Materialien, darunter Bilder, Texte und Zeitdokumente, die verschiedene Perspektiven auf die Geschichte vor der Staatsgründung Israels vorstellen. Anschließend präsentieren die Gruppen ihre Ergebnisse und erarbeiten dabei einen Zeitstrahl. Die Ergebnisse der Gruppenarbeit und deren Bedeutung für die weitere Geschichte der Region werden in einer Abschlussdiskussion im Plenum reflektiert. Die Methode vermittelt multiperspektivisches Wissen über die Historie des Konflikts und dessen Komplexität.

Methode 3: Planspiel zur Staatsgründung Israels „Wessen Land?“

In diesem Planspiel erarbeiten sich die Schüler:innen zum Einstieg in das Thema in einem Quiz Grundlagenwissen zum Staat Israel und seiner Bevölkerung. In der daran anschließenden Gruppenarbeit befassen sie sich mit den historischen Entwicklungen vor der Staatsgründung Israels. Im Planspiel selbst arbeiten die Schüler:innen die Positionen von verschiedenen Akteur:innen bei der Staatsgründung heraus und spielen die Debatten im Rahmen der Staatsgründung in einer Konferenz nach. Es werden diverse Positionen und Perspektiven abgebildet und zur Diskussion gestellt, sodass die Komplexität des Konflikts deutlich wird. Die Erfahrungen des Rollenspiels reflektieren die Schüler:innen anschließend und setzen diese in Beziehung mit dem tatsächlichen historischen Verlauf der Staatsgründung. Zum Anschluss befassen sich die Schüler:innen mit dem weiteren Verlauf des Konflikts bis in die Gegenwart. Hierbei stellen sie verschiedene Ereignisse, Entwicklungen und Initiativen vor und setzen diese miteinander in Beziehung.

Methode 4: Jüdischer Traum – arabisches Trauma

Hauptbestandteil der Methode ist die 50-minütige filmische Dokumentation „1948 – Jüdischer Traum, arabisches Trauma“. Die Schüler:innen sollen währenddessen auf verschiedene Protagonist:innen besonders achten und tragen die gewonnenen Informationen anschließen auf Plakaten zusammen. Nachdem die Plakate vorgestellt wurden, befassen sich die Schüler:innen in einer Positionierungsübung noch einmal mit einzelnen Zitaten aus dem Film und diskutieren über mögliche Dilemmata. Abschließend werden die verschiedenen Positionen noch einmal zusammengetragen und deren Ursachen und Hintergründe herausgestellt. Ziel der Methode ist neben der Vermittlung komplexer historischer Zusammenhänge um die Staatsgründung Israels die Entwicklung eines Verständnisses der verschiedenen Perspektiven, die durch die vorgestellten Biographien zum Ausdruck kommen.

Methode 5: Kommen? Bleiben? Teilen?

Die Gegenwart und Zukunft palästinensischer Flüchtlinge und ihrer Nachkommen seit der Staatsgründung Israels ist einer der großen Streitpunkte im israelisch-palästinensischen Konflikt und berührt zentrale Fragen nach Gerechtigkeit und Rechtmäßigkeit. In dieser Methode nähern sich die Schüler:innen der Thematik zunächst in einer Textarbeit und mithilfe von Visualisierungen. Anschließend erarbeiten sie in Gruppen die Positionen verschiedener Akteur:innen zu der Frage nach dem Umgang mit palästinensischen Geflüchteten und diskutieren diese in einer fiktiven Flüchtlingskonferenz der UNWRA. Die Erfahrungen und Ergebnisse des Rollenspiels werden anschließend von den Schüler:innen in einer Auswertung reflektiert.

Methode 6: Der Friedensprozess – Eine enttäuschte Hoffnung

Zu Beginn der Methode sehen sich die Schüler:innen einen Ausschnitt aus der Tagesschau zur Verleihung des Friedensnobelpreises an Shimon Peres, Jassir Arafat und Jitzchak Rabin an und tauschen sich über diesen aus. Die Friedensverhandlung wird anschließend in einer szenischen Lesung nachgespielt. Die Schüler:innen fokussieren sich dabei auf verschiedene Aspekte der Friedensverhandlungen und stellen ihre Ergebnisse anschließend vor. Daraufhin beschäftigen sich die Schüler:innen anhand von mehreren fiktiven Zeitungsartikeln mit verschiedenen Ereignissen und kontroversen Positionen im Rahmen der Friedensverhandlungen und dokumentieren die Ergebnisse der Gruppendiskussion in einem Schaubild. Im Anschluss wird eine Videosequenz zur Ermordung Jitzchak Rabins gezeigt, mit den Schüler:innen analysiert und mit dem weiteren Verlauf der Friedensverhandlungen bis 2000 in Verbindung gesetzt. Die Ergebnisse der Methode werden abschließend zusammengetragen und Möglichkeiten, neue Friedensverhandlungen zu fördern, diskutiert.

Methode 7: Miteinander Leben

Die Schüler:innen tauschen sich zunächst bei einer Positionierungsübung im Klassenraum über einzelne Aspekte des Nahostkonfliktes aus. Anschließend lernen sie in einer Gruppenarbeit und einer gegenseitigen Präsentation verschiedene aktuelle zivilgesellschaftliche Projekte und Initiativen kennen, die sich für ein friedliches Zusammenleben von Israelinnen*Israelis und Palästinenser:innen einsetzen.

Methode 8: Planspiel Jugendkonferenz „Unsere gemeinsame Zukunft“

Es gab es immer wieder Bestrebungen und Versuche, Lösungen für den „Nahostkonflikt“ zu finden, die oft gescheitert sind. Im Rahmen einer fiktiven Konferenz sollen nun junge Menschen zu Wort kommen und gemeinsam Ideen für Wege aus dieser festgefahrenen Situation entwickeln. Das hier vorliegende Planspiel basiert auf den Bausteinen der CRISP-Planspiele und wurde in Zusammenarbeit mit der KIgA entwickelt. Es stellt den Versuch dar, im Rahmen eines pädagogischen Settings den „Nahostkonflikt“ auf die vier Themen Identität, Flüchtlinge, Jerusalem und Territorium herunterzubrechen, um somit Schüler:innen einen Zugang zur Komplexität des Konflikts zu ermöglichen. Die Jugendlichen verkörpern verschiedene Akteur:innen der Konferenz, die ein breites Meinungsspektrum abbilden, aber nicht für einen Staat oder Partei sprechen. Dabei geht es einerseits darum, einseitig wertende Konfliktdeutungen, dualistische Sichtweisen, kollektivierende Zuschreibungen und einseitige Schuldzuweisungen zu irritieren und kritisch zu hinterfragen. Andererseits geraten darüber hinaus Faktoren wie Antisemitismus, Nationalismus, religiöser Fundamentalismus und Rassismus in den Blick, um für derartige Formen vorurteilsbehafteten Denkens zu sensibilisieren.

Methode 9: Rote Fäden

Diese Zeitstrahl-Methode beleuchtet unterschiedliche Ereignisse des „Nahostkonflikts“ seit der Staatsgründung Israels bis in die Neuzeit. Das Ziel ist eine Auseinandersetzung mit vielfältigen Zusammenhängen und Verbindungen zwischen ausgewählten Ereignissen wie Friedensverträge zwischen Israel und Ägypten/Israel und Jordanien, Intifada, den Bau der Sperrmauer, Gründung von Friedensinitiativen, Ermordung des israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin, der Konflikt zwischen den Parteien Fatah und der Hamas bis hin zu Antisemitismus in Deutschland 2018. Dabei geht es nicht darum, eine vermeintliche Kausalität zu behaupten, sondern darum, dass Schüler:innen kritisch die Komplexität des Konflikts reflektieren und sich mit unterschiedlichen Positionen, Perspektiven, Narrativen und Interessen auseinandersetzen, die den Verlauf des Konflikts beeinflusst haben und beeinflussen. Gleichzeitig soll ein Gefühl für alternative Handlungsoptionen auf zivilgesellschaftlicher und politischer Ebene fernab gewalttätiger Auseinandersetzungen vermittelt werden, die Chancen bieten, Verständnis füreinander zu entwickeln, aufeinander zuzugehen, friedliche Lösungen zu diskutieren und Kompromisse auszuloten

 

III. Themenfeld: Verschwörungstheorien

  • Simplifizierte Erklärungsmodelle für komplexe Sachverhalte
  • Dualistische Weltbilder
  • Personalisierung einer angenommenen weltumspannenden Macht im Geheimen
  • Antisemitismus im Kontext von Ökonomiekritik

Die Methoden zielen darauf ab, für die Merkmale, Ausbreitung, Dynamik und Funktionsweisen von Verschwörungstheorien zu sensibilisieren, antisemitische Zuschreibungen von Machtstreben und globalem Einfluss von Juden:Jüdinnen zu verdeutlichen, Möglichkeiten aufzuzeigen, Verschwörungsdenken in Alltagssituationen angemessen zu begegnen und kritische Medienkompetenz zu stärken.

Methode 1: Oh what a world!“ – Zum Einstieg in die Auseinandersetzung mit Verschwörungsdenken

Zunächst reflektieren die Schüler:innen in einer stillen Diskussion anhand von mehreren Fragen ihr Verständnis der Welt und ihren Umgang mit Komplexität und Unwissen. Nach einer Auswertung der stillen Diskussion werden die Schüler:innen mit einer fiktiven Verschwörungstheorie konfrontiert, bzw. entwickeln selbst eine offensichtlich absurde Theorie, die angeblich Einfluss auf unser Alltagsleben hätte. In einem Rollenspiel diskutieren die Schüler:innen in Gruppen darüber und versuchen sich gegenseitig von der Wahrheit bzw. Falschheit der Theorie zu überzeugen. Bei einer anschließenden Auswertung der Diskussion werden erste Merkmale und Funktionen von Verschwörungstheorien sowie Schwierigkeiten in der Auseinandersetzung mit Verschwörungstheoretiker:innen herausgearbeitet. Es werden Argumentationshilfen aufgezeigt, um sich dagegen positionieren zu können.

Methode 2: Ich mach‘ mir die Welt, wie sie mir gefällt!

Die Schüler_innen erarbeiten in einer dreistufigen Rätselrallye die Verbreitungswege und Merkmale von Verschwörungstheorien und -ideologien. Anschließend erhalten sie Flugblätter zu sogenannten „Echsenmenschen“ und „Vorsicht vor Mikrochips“ bei Impfungen und erarbeiten Strategien, wie sie damit umgehen können, wenn eine Freund:in diesem Flugblatt glauben würde. Die Ergebnisse zum Umgang mit Verschwörungstheorien werden anschließend gesammelt und diskutiert

Methode 3: Die Fantasie einer „jüdischen Verschwörung“

Zum Einstieg befassen sich die Schüler:innen mit einer antisemitischen Karikatur aus dem Nationalsozialismus und arbeiten die darin enthaltene Verschwörungstheorie heraus. Anschließend befassen sich die Schüler:innen in Gruppen mit den historischen Entwicklungen verschiedener antisemitischer Verschwörungstheorien. Dabei arbeiten sie u. a. heraus, welche Funktion diese für verschiedene Personengruppen besaßen und welche Folgen die Verbreitung der Verschwörungstheorien für die Menschen hatte, die durch diese Theorien gezielt diffamiert und dämonisiert wurden.

Methode 4: Die sind schuld!“ – Antisemitismus im Kontext von Ökonomiekritik

Die Methode beginnt mit einem Krimirätsel zu einem Mord in einem Hotel. Anhand der Kriminalgeschichte, welche an Berthold Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“ angelehnt ist, werden grundlegende ökonomische Konfliktlinien und Dilemmata erläutert. Anschließend befassen sich die Schüler:innen interaktiv mit dem Aufbau der Produktions- und Finanzsphäre sowie mit der Funktion der Börse. Hierfür erarbeiten sie gemeinsam Schaubilder und analysieren zwei Karikaturen, die die Thematik aufgreifen. Daraufhin befassen sich die Schüler:innen in einer Gruppenarbeit mit verschiedenen historischen antisemitischen Ereignissen und Deutungsmustern und tauschen sich über ihre Ergebnisse aus. Abschließend diskutieren die Schüler:innen anhand einer nationalsozialistischen Karikatur über die Funktion und die Auswirkungen von antisemitischen Ideologien.

Methode 5: Die Lombarden-Verschwörung

In dieser Methode erfahren die Schüler:innen spielerisch, wie einfach sich die Unterstellung von Macht, Reichtum und bösen Absichten durch einen selektiven Rückgriff auf Fakten stützen lässt. Ziel ist es Grundlagen für die Dekonstruktion eines solchen Denkens zu legen. Die Schüler:innen erkennen die Zuschreibung von Geld und Macht als grundlegenden Baustein von verschwörungsideologischem Denken und worin die Attraktivität darin besteht und können sich kritisch mit falschen Argumenten, Verallgemeinerungen und vereinseitigenden Darstellungen auseinandersetzen. In einer Gruppenarbeit basteln die Schüler:innen eigene Verschwörungstheorien darüber, wie ‚die Lombarden‘ ihre geheimen Herrschaftspläne verfolgen und worauf ihre angebliche Macht basiert und versetzen sich in die Situation einer fiktiven Konferenz. Als Rahmen dienen die Themenfelder Geld und Banken, Süßwaren-Industrie, ModeIndustrie und globale Verflechtungen. Die jeweils zusammenhangslos aneinandergereihten Fakten verweisen auf unterschiedlichste, aber überprüfbare Tatsachen, die alle irgendwie – und sei es nur dem Namen nach – mit der Lombardei in Zusammenhang gebracht werden können. Bei der Auswertung der Gruppenarbeit werden mit den Schüler:innen die Argumentationsstrategien der verschiedenen Verschwörungstheorien analysiert und das Verhältnis von Fakten und Fiktion veranschaulicht.

IV. Weitere Themenfelder & Methoden

Methode 1: Wie Ausgrenzung funktioniert

Die Methode befasst sich mit Mechanismen der Inklusion und Exklusion bestimmter Gruppen sowie mit deren grundlegenden Funktionen und Merkmalen. Die Schüler:innen erleben zunächst in einer Übung, wie durch die willkürliche Auswahl von Merkmalen Gruppen entstehen und wie sie selbst an diesen Prozessen bewusst und unbewusst mitwirken. In einer darauffolgenden Gruppenarbeit diskutieren die Schüler:innen verschiedene Zitate bzw. Aussagen, in welchen Vorurteile über bestimmte gesellschaftliche Gruppen zum Ausdruck kommen und halten die genannten Vorurteile, die Zielgruppen und die Motivation der Täter:innen auf einem Flipchart fest. In einem Schaubild wird im Anschluss dargestellt, wie Eigen- und Fremd-Gruppen konstruiert werden, welche Zuschreibungen hiermit einher gehen, welche Funktion diese erfüllen und welche Machtverhältnisse eine Rolle spielen. Hierauf aufbauend befassen sich die Schüler:innen anhand historischer Fallbeispiele mit Antisemitismus und erarbeiten dessen Geschichte und Merkmale. Abschließend werden Analogien zu anderen Mechanismen von Ausgrenzung wie antimuslimischen Rassismus gezogen und darüber diskutiert, wie sich die Schüler:innen in ihrem Alltag Vorurteilen und Ausgrenzung entgegen stellen können.

Methode 2: Woher kommt Judenfeindschaft?

Ein Comic-Kurzfilm nimmt die Schüler:innen mit auf eine Zeitreise, welche die lange Geschichte des Antisemitismus und seine Verwurzelung in der christlichen Judenfeindschaft der Spätantike und des Mittelalters beleuchtet. Die Vielschichtigkeit des modernen Antisemitismus wird nur durchschaubar, wenn der Blick auch auf die Fülle antijüdischer Bilder gelenkt wird, die vergangenen Epochen entstammen und die in transformierter Form neuen Kontexten eingepasst wurden. Ein besonderer Fokus liegt in der anschließenden Gruppenarbeit auf der eingehenden Analyse und Reflektion der verschiedenen Funktionen, die Judenfeindschaft – damals und heute – für die nichtjüdische Mehrheitsgesellschaft erfüllt (hat). Die Schüler:innen erkennen Kontinuitäten und Wandlungen in der Geschichte der Judenfeindschaft, können diese historisch einordnen und sind sich darüber bewusst, dass Antisemitismus nichts mit dem Verhalten von Juden:Jüdinnen zu tun hat, sondern ausschließlich über diejenigen Aufschluss geben, die antisemitisch denken und handeln.

Methode 3: L’Chaim – Jüdisches Leben in Berlin

In der interaktiven, mehrsprachigen (Deutsch, Englisch, Arabisch) Wanderausstellung „L´Chaim – auf das Leben!“ wird die Vielfalt jüdischen Lebens in Berlin anhand von 31 jüdischen und sechs nichtjüdischen Biographien porträtiert, die in sieben Themenfilmen in mehreren Kurzinterviews zu Wort kommen. Die Themenfilme behandeln die Aspekte Jüdische Religion, Mein Judentum, Heimat, Familie, Minderheit, Das ist mir wichtig und Zusammen in Berlin. Der Besuch der Ausstellung ist an einen Workshop gekoppelt, in welchem sich die Schüler:innen in Gruppenarbeit mit Arbeitsbögen zu den einzelnen Themenbereichen befassen, um diese anschließend gemeinsam zu reflektieren. Die Ausstellung hat neben der Vermittlung einer differenzierten Sichtweise des Judentums und seiner Vielfalt zum Ziel, durch die behandelten Themenfelder und der vorgestellten Biographien den Schüler:innen emotionale Anknüpfungspunkte zu ihrer eigenen Lebenswirklichkeit zu vermitteln, Gemeinsamkeiten aufzuzeigen und sie dabei zu unterstützen, Vorurteile abzubauen.

Methode 4: … und raus bist Du!“ – Geschichte einer jüdischen Familie aus Kreuzberg

In dieser Methode werden den Schüler:innen anhand der Biographie der jüdischen Familie Arndt der historische Wandel in Berlin Kreuzberg und die Hintergründe zu Antisemitismus in der NSZeit vermittelt. Zum Einstieg spielen die Schüler:innen ein Kreuzberg-, bzw. Berlin-Memory, in welchem sie in ihren Gruppen Paare von historischen und aktuellen Aufnahmen bestimmter Orte finden sollen. Mithilfe eines Zeitstrahles wird danach der Nationalsozialismus verortet und ein Bezug zur Lebenswirklichkeit der Schüler:innen hergestellt. Im Anschluss werden globale Verflechtungen und Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges aufgezeigt und besprochen. Nach einer Kombinationsübung mit Entrechtungskarten, auf denen wichtige Gesetze zum Entzug der Lebensgrundlage für Jüd:innen und Juden zwischen 1939 und 1945 festgehalten sind, durchlaufen die Schüler:innen in Gruppen einen Actionbound, der sie zu verschiedenen Orten in Kreuzberg führt, die mit der Lebensgeschichte der Familie Arndt in Verbindung stehen (hierfür werden Smartphones benötigt). Alternativ kann die Biographiearbeit anhand von Arbeitsblättern und historischen Photographien in der Schule erfolgen.

Methode 5: Ewige Feindschaft? – Jüdische Erfahrungen im islamischen Kulturraum

Diese Methode wirft einen Blick auf Schnittstellen und Gemeinsamkeiten monotheistischer Religionen, auf Geschichte und Vielfalt des Islam und des Judentums sowie auf ausgewählte muslimische Biographien von Menschen, die sich gegen Antisemitismus, für Menschlichkeit und einen interreligiösen Dialog einsetzten und einsetzen. Aus heutiger Sicht erscheint das Verhältnis von Juden:Jüdinnen und Muslim:innen oft als von unüberbrückbaren Gegensätzen und andauernden Konflikten geprägt. Die Schüler:innen erfahren mittels einer Powerpointpräsentation und einer gemeinsamen Activity-Übung Wissen über geschichtliche und religiöse Grundlagen uns erarbeiten sich in Gruppenarbeit anhand des Denkspiels „Was geschah?“ reale Fälle aus der jüdisch-muslimischen Beziehungsgeschichte. Nach einer gemeinsamen Reflexion der vorgestellten Ereignisse erhalten die Schüler:innen abschließend einen Einblick über aktuelle Initiativen und Einrichtungen in Berlin, die sich für Wertschätzung von Vielfalt und gegen Ausgrenzung engagieren.